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Gedanken über Reinkarnation

Der Phönix im Bestiarium von Aberdeen.

Brief an Matt Koehl, Neudelhi, 27. April 1977

[Mr. Mukherji] wollte sterben. „Besser sterben, als nach 1945 geboren sein“, pflegte er zu sagen. Und sein einziger anderer Wunsch war es, nicht wiedergeboren zu werden, sondern ins „kosmische Bewußtsein“ einzugehen.

Ich persönlich hätte nichts dagegen, wiedergeboren zu werden – nochmal 16 sein, nochmal 20 sein und 30! Aber ganz bestimmt graut mir davor, 15 Monate alt zu sein – und zwei Jahre und drei – noch einmal.

Interview, Neudelhi, November 1978
(And Time Rolls On: The Savitri Devi Interviews, pp. 121-23)

Heutzutage ist Reinkarnation einer der einzigen beiden Glaubenssätze, die die Hindus einer jeden Kaste, von den Brahmanen bis zu den Unberührbaren, das heißt den Haridschans, vereint.1 [1]Man nennt sie Haridschans, das heißt „Kinder Gottes“. Doch jedermann ist ein Geschöpf Gottes. Das heißt nichts weiter. Sie sind Ausgestoßene, die niedrigsten Ausgestoßenen, gewöhnlich die Eingeborenen. Was ist ein Haridschan? Er ist entweder ein Eingeborener, oder er ist ein Mensch aus irgendeiner Kaste, der etwas Furchtbares getan hat und ausgestoßen wurde. Und wenn man in Indien ausgestoßen wurde, dann sind auch die eigenen Nachkommen ausgestoßen, bis in alle Ewigkeit. Vom höchsten Brahmanen bis zum niedrigsten Haridschan, jeder glaubt an Reinkarnation.

Das soll heißen, es gibt in einem jeden lebenden Geschöpf, nicht nur in jedem Menschen – Reinkarnation gilt auch für Tiere und Pflanzen, nicht bloß für Leute –, es gibt in einem jeden lebenden Geschöpf einen sichtbaren Körper sowie mehr als nur einen feinstofflichen; und diese feinstofflichen Körper lösen sich zum Zeitpunkt des Todes vom physischen Körper. Und sie machen das aus, was man das Ego nennt. Dieses Ego, falls es nicht schon in das universelle Ego eingegangen ist – das heißt, falls ein Mensch noch nicht das ist, was die Hindus „befreit“ nennen –, dieses Ego nimmt eine neue Geburt in einem anderen Körper, einem tierischen oder einem menschlichen oder einem pfanzlichen. Pfanzen sind lebendig. Sogar Mineralien haben eine Art Leben. Es gibt nichts auf der Welt, das nicht voll und ganz von Leben durchtränkt ist, von irgendeiner Art von Schwingung. Der Glaube ist also keineswegs, daß man, wenn man gut ist, in einen höheren sozialen Status hineingeboren wird. Das ist Unsinn. Man wird nicht als Reicher geboren werden, wenn man arm ist. Wenn man sich wünscht, reich zu sein, wenn man brav lebt, dann wird man im nächsten Leben nicht reich werden, nicht notwendigerweise. Es kann genau das Gegenteil der Fall sein, daß der Reiche als ein Bettler wiedergeboren wird. Er wird in Umstände hineingeboren, die die besten für seine spirituelle Evolution sind. Wenn es für seine spirituelle Evolution besser ist, in einen sehr niedrigen sozialen Status hineingeboren zu werden, dann wird er das eben. Und der geringe soziale Status bedeutet in Indien nicht unbedingt eine niedere Rasse. Es gibt Arier, und es gibt Nichtarier. Es gibt brahmanische Bettler. Und es gibt Unberührbare, die Millionäre sind. Es hat nichts mit Geld zu tun. Und das gehört zu dem, was ich am meisten an der ganzen Sache mag. Ein Arier oder angeblicher Arier, sagen wir mal ein Brahmane, wird, wenn er ein Bettler ist und zu einer Hochzeitszeremonie geht, den besten Platz erhalten, den ehrwürdigsten Platz, gemeinsam mit den anderen Brahmanen. Wenn ein unberührbarer Multimillionär zu einer Hochzeitszeremonie geht, wird man ihm gemeinsam mit den anderen Unberührbaren einen Platz draußen zuweisen. Ihm wird kein besserer Platz zuteil, bloß weil er Geld hat. Geld oder Bildung. Selbst Bildung. Brojendranath Seal2 [2] war ein Naturwissenschaftler, ein sehr bedeutender Naturwissenschaftler. Er war ein Seal.3 [3] Das ist eine sehr niedrige Kaste in Bengalen. Die Seals sind eine sehr niedrige Kaste. Ihm wurde niemals ein höherer Status zuerkannt.

Bildung kann man erwerben. Geld kann man erwerben. Nur Blut kann man für die Hindureligion nicht erwerben. Und das ist es, was mir an der Hindureligion gefällt. Es ist die einzige echte, lebendige Religion, die mit dem Nationalsozialismus vereinbar ist. Sie gibt dem den Vorrang, was nicht, durch welche Mittel auch immer, erworben werden kann. Man wird mit einer Rasse geboren. Man kann seine Rasse nicht wechseln, was immer man auch tut. Man wird wiedergeboren, wenn man nicht vollkommen ist. Das heißt, wenn man nicht all jene Erfahrungen durchlebt hat, die sich aus der mathematischen Summe der eigenen guten und schlechten Taten ergeben.

Gut und böse haben keine Bedeutung. Gut ist, was im Einklang mit der Natur der eigenen Seele steht. Und böse ist, was der Natur gegen den Strich geht. Das ist schon alles. Im Hinduismus geht es nicht darum, die eigenen Triebe zu eliminieren. Ganz und gar nicht. Es ist in Wahrheit sogar so, daß einem ein Yogi, wenn man zu ihm geht und ihn bittet, ihn als Meister verehren zu dürfen, einige Fragen stellt. Unter diesen Fragen gibt es jene: „Wie stark sind deine Instinkte?“ Wenn man ihm sagt: „Ich habe keine Triebe, bloß sehr schwache“, dann sagt er: „Das ist nicht gut für dich.“ Je stärker die Instinkte sind, die man hat, desto besser, denn starke Triebe bedeuten, daß man mehr und größere Energie hat. Diese Energie muß man nach oben leiten. Man muß sie umwandeln. Nun, das ist die Theorie Nietzsches. Das ist genau der Gedanke Nietzsches. Der Übermensch braucht seine Instinkte nicht zu eliminieren. Er muß sie zu einem höheren Zwecke kanalisieren. Sie beherrschen. Sich nicht von ihnen beherrschen lassen, sondern sie beherrschen. Das ist auch ein Hindugedanke.

Nun wird man wiedergeboren. Solange man den Prozeß nicht ganz bis zum Ende durchlaufen hat, wird man wiedergeboren werden. Einige Leute werden nicht mehr inkarniert, doch sie wollen zum Wohle der Geschöpfe wiedergeboren werden. Wiederum nicht zu jenem der Menschen, sondern zu jenem aller Geschöpfe. Und sie werden dort wiedergeboren, wo sie selbst inkarniert werden wollen. Sie suchen sich ihre Rasse aus. Sie suchen sich ihre Familie aus, in die sie wiedergeboren werden wollen. Sie suchen sich im voraus ihr eigenes Leben aus. Und sie werden wiedergeboren. Diese Wesen sind das, was die Buddhisten bodhisattvas nennen, und die anderen, die überhaupt nicht mehr wiedergeboren werden, bezeichnet man in buddhistischer Terminologie als arhats.

Nun, wenn man auf höherer Stufe wiedergeboren wird, dann wird man im allgemeinen nicht in einen höheren sozialen Status hineingeboren, sondern in eine höhere Rasse. Es sind Jahrhunderte und -tausende für einen Menschen geringerer Rasse vonnöten, um ein Arier zu werden. Im allgemeinen wird ein Arier als Arier wiedergeboren. Außer er hat furchtbare Dinge getan, dann könnte er eine ganz niedrige Wiedergeburt erhalten. Ich vermute, daß beispielsweise jene Männer, die [Julius] Streicher gefoltert haben, als Neger wiedergeboren würden. Das würde mich überhaupt nicht wundern. Sie hätten es verdient. Ganz bestimmt hätten sie das. Besonders, falls sie Arier wären. Falls sie Juden wären, dann nicht so sehr; wenn sie Juden wären, dann wäre ihr Verhalten entschuldbarer, wenn sie Arier wären, weniger entschuldbar.

Ich glaube nicht so sehr an irgendetwas, was ich nicht entweder sehen oder durch eigene Kräfte beweisen kann. Ich nehme die Reinkarnation als eine Hypothese an, als eine Theorie, wenn man so will. Doch ich glaube durchaus, daß von den vielen, vielen Theorien, die vorgebracht wurden, um das Unerklärliche zu erklären, die Reinkarnation die plausibelste ist. Jedenfalls jene, die am besten durch den Nationalsozialismus genutzt werden kann. Ich habe Ihnen doch von Khudiram erzählt, oder?4 [4] Der mir erzählt hat, er sei ein Schudra, und wäre noch einer, selbst wenn er unter der Neuen Ordnung geboren würde; das würde ihm nichts ausmachen, denn er war aufgrund von vergangenen Sünden in vergangenen Leben in die Schudrafamilie hineingeboren worden. Und er sagte: „Nun, was auch immer ich in der Neuen Ordnung bin, ich glaube an die Neue Ordnung, weil sie wahr ist.“

Wahr oder nicht, das weiß ich nicht.5 [5] Aber ich weiß, daß wir, wenn wir diese Art von Glauben in Europa hätten und die Europäer mehr oder weniger rein arischer Abstammung wären, denken könnten: „Wenn ich in diesem Leben gut bin und wenn ich in künftigen Leben für weitere fünfhundert Jahre gut bleibe, dann werde ich vielleicht ein Deutscher werden. Wie wunderbar wäre das. Oder ich könnte vielleicht, sagen wir, ein Schwede werden.“ Ich meine nicht solch einen Schweden, wie gewisse Schweden heutzutage sind, denn nicht alle von ihnen sind von ihrem Verhalten her perfekte Arier. Einige von ihnen nehmen Drogen und machen was weiß ich was. „Doch ein idealer Schwede, ein idealer nordischer Europäer, das werde ich eines Tages werden. Bevor ich dann ganz befreit werde.“ Das wäre eine sehr gute Art der Propaganda. Es ist bessere Propaganda als das, was uns das Christentum vorsetzt. Himmel und Hölle. Und natürlich ist es die Hölle, falls man nicht an die Kirche glaubt.

Brief an Matt Koehl, Neudelhi, 2. August 1979

Ein paar Tage, bevor er starb, sagte Mr. Mukherji zu mir, er „bedauere nichts“. Er pflegte häufig zu sagen: „Nach 1945 ist es besser zu sterben, als geboren zu werden.“ Und er wolle „nicht erneut geboren werden“:

Ich hätte nichts dagegen, erneut geboren zu werden, wenn ich einer arischen Familie angehören würde, die gut zu Tieren, vegetarisch (wie ich es von Kindesbeinen an war) und mir in weltanschaulicher Sicht nicht entgegengesetzt ist. Ich wäre gerne noch einmal 16 – und 25, und 30. Doch ich muß sagen, daß ich keineswegs abermals vier oder drei – ein Kleinkind – sein möchte oder ein ganz junges Kind. Und dann die Windeln vollmachen, bevor man aufwächst und sich Gedanken macht. Das ist die Art und Weise aller lebenden Geschöpfe, und wir sind lebende Geschöpfe.

Brief an Matt Koehl, Neudelhi, 1. Oktober 1980

Ich weiß nicht, ob es so etwas wie Reinkarnation gibt oder nicht, und eigentlich kümmert es mich gar nicht, da ich mir über den Part im klaren bin, der vom Körper im Leben dessen, was man „die Seele“ – was auch immer das sei – nennt, gespielt wird. Ein anderer Körper (selbst einer des gleichen Volkes – denn Leute, die mit Kenntnis in den traditionellen Wissenschaften beschlagen sind, sagen, man wird normalerweise innerhalb des eigenen Volkes wiedergeboren, und zwar meist in der eigenen Familie).

All diese falschen Bücher (meist amerikanische), nach denen man ein Neger oder ein Jude oder sonst etwas in der „nächsten“ Inkarnation sein kann (oder in der letzten gewesen war), sind bloß Unsinn, eine unterschwellige und in höchstem Maße schädliche Propaganda in bezug auf die Zerstörung des Rassebewußtseins des Ariers.

Mit einem anderen Körper (selbst einem von der gleichen Rasse oder gar Familie), so sage ich, hat man ein anderes bewußtes Selbst, eine andere Persönlichkeit. Deshalb ist solch eine „Unsterblichkeit“ überhaupt keine Unsterblichkeit – zumindest keine, nach der ich streben kann.

Nein, wie ich vor 27 Jahren im Vorwort zu Pilgrimage [engl. „Pilgerfahrt“] geschrieben habe, ist die einzige Unsterblichkeit, deren wir Nationalsozialisten sicher sind, jene des Menschen, der Söhne hinterläßt, Söhne seines eigenen Blutes natürlich – und, so würde ich hinzufügen, seiner eigenen Überzeugung. Ein NSler ist nicht wirklich unsterblich, wenn er einen Sohn hat und dieser ein… Kommunist ist, was ja passieren kann (und unglücklicherweise auch passiert). (Ich habe leider von solch einem Fall im heutigen Deutschland gehört!)

Oder aber, wenn nicht in seinen Kindern, lebt ein Mensch in seinen Werken fort. Die Arbeiter, die die Mauern und Festungswälle der Stadt erbaut haben, die um 8.000 v. Chr. – vor einhundert Jahrhunderten – den Platz Jerichos einnahm (in unserem Jahrhundert ausgegraben), leben in ihrem Werk fort. Der Töpfer, der einen Topf herstellte und verzierte, lebt in den Scherben seines Topfes in alle Ewigkeit fort.

Ich habe keine Kinder, und die Dinge, die ich geschrieben habe, sind keine Schöpfungen: Sie sind so alt wie das Leben selbst. Ich habe nur versucht, ihnen einen Ausdruck zu geben, der mit den Problemen unserer Zeit verbunden ist. Es ist das Vergnügen am Kampfe, das mich solange am Leben erhalten hat, trotz vieler täglicher Unannehmlichkeiten; selbst heute noch würde ich mir wünschen, noch ein oder zwei Jahre länger zu leben – obwohl ich kaum noch sehen kannsteif bin, schmerzende Beine und alle möglichen körperlichen Probleme habe, wenn ich wüßte, daß ich [ein Wort unleserlich] bestimmt den „Tag der Rache“ in all seinem schrecklichen Glanze sehen würde. Und hören würde, wie die siegreichen Arier – letzten Endes vereint in einem gemeinsamen Bewußtsein rassischer Überlegenheit – der Welt, die uns solange belogen hat, sagen: Jetzt sind wir voll erwacht. Jetzt habt ihr die Wahl: „Hitler oder die Hölle!“ (Das sind meine eigenen Worte in Gold in the Furnace [Gold im Schmelztiegel: Erlebnisse im Nachkriegsdeutschland (dt. 1982)], geschrieben 1948/49 inmitten der Ruinen Deutschlands.)

Doch ich habe die Hoffnung aufgegeben, diesen Tag zu sehen. Und werde, statt mich mit meinen Leiden weiter und weiter zu schleppen, froh sein – so froh wie Mr. Mukherji, mein Kampfgefährte, es vor dreieinhalb Jahren war –, diese Welt des Verfalls auf immer zu verlassen…